Was ist Orthomolekulare Medizin
Orthomolekulare Medizin – ohne Griechisch oder Latein müsste man über die “Richtige-Baustein-Medizin” sprechen, aber aus der Geschichte und Gründungsphase hat sich der vergleichbare Begriff Orthomolecular medicine = Orthomolekulare Medizin etabliert. Die Verwendung von Mikronährstoffen zur Vermeidung und Behandlung von Krankheiten oder Gesundheitsstörungen ist Ziel dieser medizinischen Richtung. Wie bei einem Auto kann eine Funktionsstörung oder ein kleiner Schaden grosse Wirkungen bishin zu einem Funktionsverlust führen. Der Umgang mit den vielen Bestandteilen der biologischen Funktion (Spurenelemente, Aminosäuren, Fettsäuren, Vitamine und Vitaminoide, Antioxidantien, Enzyme und Pflanzenstoffe) ist sehr anspruchsvoll und stellt hohe Anforderungen an die medizinische Weiterbildung im Bereich Orthomolekulare Medizin.
Wie für unser Auto wollen wir auch für unseren Körper – Geist – Seele eine optimale Leistungsfähigkeit, Gesundheit, Vitalität und Lebensdauer erreichen. Das erfordert eine entsprechenden Zustand des Organismus und eine ausgewogene optimale Versorgung von Nährstoffen. Klares Ziel im Fachgebiet Orthomolekulare Medizin ist deshalb die optimale Menge und Kombination von Bestandteilen des Körpers und Ausgleich bei einem Mehrbedarf oder ernährungsbedingten Mangelzuständen. Jedes Auto stottert wenn es schlechtes Benzin erhält, aht einen Leistungsverlust oder bleibt einfach stehen. Wie jeder seinem Auto eine gute Qualität von Benzin und Öl anbieten möchte – damit es möglichst lange und zuverlässig ohne Altersschäden läuft – ist es auch in der Zufuhr von biologischen Bestadteilen. Orthomolekulare Medizin und Orthomolekulare Ernährung haben hier Ihren Ansatzpunkt.
Wir nehmen etwa 80 kg feste Bestandteile im Monat zu uns und stülpen einmal im Monat unsere ganzes zelluläres Gewicht um. Es gilt: “Man ist was man isst”. Aber so komplett ausgewogen kann unsere Ernährung nicht sein und regionale Mangelzustände wie für Jod oder Selen lassen sich nicht einfach vermeiden. Wir sind am Ende der Nahrungskette und hängen vom Angebot unserer Nahrungskette ab. Um eine ausgewogene Ernährung zu gewährleisten gibt es die verschiedenen bilanzierten Diäten unter dem Dachbegriff Orthomolekulare Medizin. Je nach besonderen Bedarf von Nahrungsbestandteilen bei Erkrankungen oder regionalen Mangelzuständen (z.B. Jod oder Selen) werden die unterschiedlichen Rezepte zusammengestellt.Die Orthomolekulare Medizin ist eine individuelle Medizin und bedarf häufig einer Beratung.
Orthomolekulare Medizin – Geschichtliche Grundlagen
Namensgeber und offizieller Begründer des Begriffs Orthomolekulare Medizin ist der zweifache Nobelpreisträger Linus Pauling. In Portland als Sohn eines deutschen Apothekers geboren, befasste er sich anfangs als einer der ersten Wissenschaftler mit der Quantenchemie. Über die damals bahnbrechenden theoretische-statischen Entdeckungen von Elektronennegativität und der Grundlagen chemischer Bindungen wurde er schnell bekannt und bekam 1954 dafür den Nobelpreis für Chemie. Zunehmend arbeite er auch mit führenden Biologen an der Bedeutung und Funktion biologischer Moleküle und konnte als erster die Strukturveränderung des Hämoglobinmoleküls bei der Sauerstoffbindung beschreiben, was bis heute jeder Medizinstudent lernen muss.
Seine Forschungsgrundlagen der Helixstruktur des Hämoglobinmoleküls mündeten einige Jahre sogar in der Doppelhelixstruktur der DNA über Watson und Crick. Man geht heute davon aus das Pauling bei etwas mehr Engagement in diesem Bereich bereits viel schneller auf dieses Thema gekommen wäre. Seine Auseinandersetzung mit kristallinen Strukturen und Quantenmechanik liessen diesen Schritt aber nicht mehr zu. Eine bis heute praktische Bedeutung hat die Auseindandersetzung Paulings mit Enzymen und die Entdeckung der Sichelzellänämieursache mit Veränderung einer einzigen Aminosäure. Danach beschäftigte er sich intensiv mit Antikörpern und war massgeblich 1942 an der Entwicklung der ersten synthetischen Antikörper beteiligt.
Über den 2. Weltkrieg veränderte sich grundlegend Paulings Leben als hochaktiver Friedensaktivist an der Site Albert Einsteins. Das US Aussenministerium verweigerte mehrmals ein Visum zu wissenschaftlichen Kongressen, was entscheidenede Weiterentwicklungen seiner Arbeit merklich unterband. Erst kurz vor seinem Chemie-Nobelpreis 1954 erhielt er mit außenpolitischer Unterstützung seinen Reisepass zurück. 1958 übergaben Pauling und seine Frau die in Amerika wohlbekannte Antiatomtest-Petition dem Congress mit Unterschriften von über 10000 Wissenschaftlern. Dieser Druck führte zu dem Antiatomtest Moratorium und dem generellen Testverbot welches 1963 unterschrieben wurde. Genau im gleichen Jahr 1963 wurde Pauling darauf der Friedensnobelpreis verliehen. Linus Pauling ist neben Marie Curie der einzige Wissenschaftler welcher 2 Nobelpreise auf unterschiedlichen Gebieten bekommen hat, wobei Pauling sogar der einzige war, bei dem Beide Preise ungeteilt waren.
1966 begann Linus Pauling die Grundgedanken des Biochemikers Irwin Stone zu übernehmen der sich mit Vitamin C und Infektionskrankheiten beschäftigte. Daraufhin erweiterte Pauling die Forschung bis in die Tumortherapie und nahm die bis heute umstrittenen Dosen von bis zu 18g täglich ein. Heute ist man von dieser dauerhaften Hochdosistherapie wieder abgekommen und wird nur noch in Hochdosierungen in der biologischen Krebstherapie und bei akuten Erkältungen eingesetzt. Aus den Grundlagen Paulings entwickelte sich die Orthomolekulare Medizin. Als Linus Pauling 1974 in Rente ging, gründete er das Institut für Orthomolekulare Medizin in Palo Alto – heute das Linus Pauling Institute of Science and Medicine
Kritik an der orthomolekularen Medizin
Die wichtigste Kritikpunkt ist die fehlende Unterversorgung und die Gefahr von Überdosierungen von Mikronährstoffen, Spurenelementen oder Vitaminen. Jedoch spielen dabei die klinischen Erfahrungen aus der Medizingeschichte mit extremen Mangelzuständen (z.B. Skorbut bei Vitamin C Mangel, Rachitis mit Calcuim und Vitamin D mangel) eine entscheidende Rolle.
So kann zunächts mit der heutigen westlichen Ernährung kaum eine Mangelerscheining erreicht werden aber die Empfehlungen richten sich in der Regel nur nach den bekannten Mindestmengen. Überdosierungen sind bei den fettlöslichen Vitaminen E, D, K und A beschrieben, welche nicht so schnell über die Niere oder den Darm ausgeschieden werden können. Diese Anreicherungen sind aber nur in Tierversuchen künstlich hochdosierten Langzeittherapien beschrieben wurden, ohne die praktische Dosierung im Lebensalltag.
In den bilanzierten Rezepten – Dachbegriff Orthomolekulare Medizin – geht es aber nicht um eine hochdosierte Zufuhr, sondern um Ausgleich von regionalen Unterversorgung (wie bei Jod oder Selen) oder bei Mehrbedarf (z.B. Auftreten von Schilddrüsenerkrankungen oder Tumorerkrankungen).
Möchten Sie Ihrem Kind nicht auch die bestmöglichste Ausbildung und eine erfolgreiche Zukunft gönnen, oder Ihrem Auto eine gute Qualität von Benzin und Öl anbieten damit es möglichst lange und zuverlässig ohne Altersschäden läuft. Das erfordert auch eine entsprechenden Zustand unseres Organismus mit Körper – Geist – Seele und eine ausgewogene optimale Versorgung von Nährstoffen. Wenn wir etwa 80 kg feste Bestandteile im Monat zu uns nehmen stülpen wir einmal im Monat unsere ganzes zelluläres Gewicht um. Es gilt also: “Man ist was man isst”. Auch jedes Auto stottert wenn es schlechtes Benzin erhält oder bleibt gar stehen. Sie würden sicherlich darauf achten, daß sowas nicht passiert.
Inzwischen wissen wir aus vielen Studien das mit Mikronährstoffen (Elektrolyten, Spurenelementen, Vitaminen) auch Krankheiten behandelt werden können. In vielen Fachgebieten z.B. in der Onkologie, Kardiologie, Orthopädie und bei psychischen Erkrankungen stützen wir uns auf eine Vielzahl von derartigen Beweisen (Selen in der Tumortherapie, Fluor in der Zahnheilkunde, Folsäure in der Schwangerschaft, Hyaloronsäuere und Glucosamninsulfat in der Orthopädie). Verschiedene Therapien mit Nährstoffen sind dabei bereits in die klassiche medizinische Behandlung aufgenommen worden.
Die Orthomolekulare Medizin arbeitet mit natürlichen Substanzen und aus der Erfahrungsmedizin. Ihre Grundsätze sind aber zunehmend auch wissenschaftlich belegt und inzwischen auch häufig Bestandteil der klassichen Schulmedizin ohne das man darüber spricht. Die Gefahr von klassischen Überdosierungen sind bei einer gezielten Einnahme und beratung heute nicht mehr möglich.